VFC-2022 - Brasilien GP - Kurzanalyse Teil 3
- Julian Kopp
- 6. März 2022
- 5 Min. Lesezeit
Falcon-Phylum Racing

Die ersten beiden Rennen bei Falcon Phylum, bis vor kurzem noch Falcon Russia, liefen einigermaßen zufriedenstellend. Im ersten Rennen der Saison holte man 14 Punkte, vor allem durch die rohe Pace von Marc Schlüter und Fabian Walters Konstanz. Das zweite Rennen wäre beinah noch besser ausgefallen, vor allem die Monsterrunde von Marc Schlüter dürfte vielen in Erinnerung geblieben sein. Doch eine langsame Boxencrew und Unkonzentriertheit machten einen Rennsieg zunichte, Schlüter beendete das Rennen auf P20, mit zwei Runden Rückstand. Fabian Walter machte währenddessen wieder durch seine konstante Fahrweise auf sich aufmerksam bzw. nicht aufmerksam und beendete das Rennen auf P6, holte daher einige Punkte für Falcon-Phylum. Es zeigt aber, dass das Auto und Marc Schlüter wieder ein Kandidat für Siege und vielleicht sogar den WM-Titel sind. Dafür muss aber die Konstanz stimmen.
Dieses Ziel dürfte der Deutsche dann in Brasilien angehen. Dort zeigt sich Schlüter mit seinem nun Blau-Grün-Weißen Gefährt so stark wie eh und je, hat in der Zeitenliste noch einen drauf gesetzt und sitzt knapp hinter Jannis Wollborn und dem Clipper-Ersatz Philipp Puschke. Alles deutet also vorne wieder auf einen engen Fight um die Pole hin. Dass Rennen dürfte dann für Schlüter genauso spannend werden, da sich auch hier ein Fight mit Wollborn und den bisherigen Überraschungskandidat der Saison, Alexander Kraft, anbahnt. Im Testrennen hatte Schlüter jedoch einige Probleme, an dem langsameren Yannik Barwig vorbeizukommen. Ein Vorbote also? Teamkollege Walter hält sich dagegen mit Qualifikationszeiten erstmal zurück, doch die Rennpace sieht sehr stark aus. Durch seine reifenschonende Fahrweise ist der Deutsche wohl im Vorteil gegenüber den anderen Fahrern und könnte sich durch eine andere Strategie nach vorne mogeln. Somit ist unter Umständen für Falcon Phylum sogar ein Doppelpodium möglich.
Scuderia Cesario

Die bisherige Saison der Scuderia ist eine Aufregende. Mit Platz 2 in Kyalami war man etwas frustriert, da ein Sieg auf jeden Fall möglich gewesen wäre. Mit dem erzwungenen Rücktritt von Gonzalez Cattivo, dazu dem Abgang von Jan Winter vor dem Australien GP wurde dann einiges durcheinander gewirbelt bei den Italienern. Doch Jannis Wollborn nahm die Zügel in die Hand, stellte den frei gewordenen Bentenrieder ein und gewann dann nach einem Fight gegen Alexander Kraft souverän den Australien GP. Daniel Bentenrieder zeigte ebenfalls seine Pace und einige starke Überholmanöver, durch eigene Fehler viel der neue Cesario-Pilot aber wieder nach hinten und auf P16 zurück. So steht man in der Team-WM nun "nur" auf P3, aber Wollborn führt die WM mit zwei Punkten an.
Diesen Vorsprung ist der zweifache Weltmeister gewillt nun auszubauen. Wollborn ist weiterhin in der Form seines Lebens, muss sich in der Zeitentabelle aber bisher Philipp Puschke geschlagen gegeben. Der stabile Cesario und Wollborns schnelle Fahrweise dürfte aber die Trumpfkarte zum Sieg werden. Sollte es dazu leicht regnen, steht einem Cesario-Sieg eigentlich nichts im Wege. Der einzige Stolperstein für Wollborn dürfte nur die unebene Strecke sein. Daniel Bentenrieder dürfte währenddessen sich darauf konzentrieren wollen, in den Punkten ins Ziel zu kommen. In der Zeitentabelle steht der Bayer auf P5, dabei nur knapp vor dem überraschenden Dominic Rustemeier. Sollten aber beide dieses Mal beide gut in die Punkte kommen, dürfte es einen Sprung in der Team-WM geben sowie den Ausbau in der Fahrer-WM.
Clipper Motorsport

Nach dem Auftaktsieg in Südafrika kann sich das kleine Clipper Team auch über das Ergebnis in Bathurst nicht beschweren. Zwar gelang nicht der zweite Sieg in Folge, dafür glänzte man in der gesamten Teamleistung. Speerspitze Pascal Pohlenz holte sich hinter Weltmeister Jannis Wollborn, auch dank Fehlern der Konkurrenz, einen guten zweiten Platz. D2 Ersatzfahrer Rouven Meschede, welcher für den gesundheitsbedingt ausgefallenen Alexander Rütt einsprang, zeigte einen starken Grand Prix. Durch eigene Fehler warf das 16-jährige Hoffnungstalent aber ein mögliches Podium bzw. Top-5 weg. Mit einem siebten Platz konnte man trotzdem letztlich zufrieden sein.
So nimmt man bei Clipper etwas überraschend nach den ersten beiden Rennen auch Platz 2 in der Team-WM ein. An den kommenden Brasilien Grand Prix hat der Rennstall im Rückblick auf 2021 dagegen keine guten Erinnerungen, als Pascal Pohlenz im Senna-S mit Sven Schubert kollidierte und einen Massencrash auslöste. Am Ende holte man als Team Null Zähler. Ein Ergebnis, welches man heute Abend deutlich verbessern will. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Zwar fällt Alexander Rütt auch in Interlagos weiter aus, als Ersatz wird aber wohl dieses Mal Philipp Puschke, D2 Fahrer des Nachwuchsteams Chapman Racing für den Rennstall antreten. Der Sieger des D2 Australien Grand Prix schlug dabei ordentlich ein. Nach jetzigem Stand führt Puschke nämlich die Zeitenliste in Interlagos knapp vor Jannis Wollborn und Marc Schlüter an. Teamkollege Pohlenz wird dabei allerdings wie ein paar andere noch keine Leertankzeit gesetzt haben und findet sich derzeit so noch im Mittelfeld. Der große Nachteil dürfte für Pohlenz dabei das Trainingspensum sein. Bisher hat der Deutsche quasi gar nicht trainiert während Teamkollege Puschke bereits über 220 Zeitrunden drehte. Helfen könnte beiden Piloten zudem das zusätzliche Update für den Grand Prix, welches den Wagen noch konkurrenzfähiger machen dürfte.
Clipper Motorsport muss man für den Grand Prix in Brasilien also auf jeden Fall auf dem Schirm haben. Ob im dritten Rennen auch der zweite Sieg gelingt wird aber abzuwarten sein. Die Konkurrenz wird hier einiges dagegen haben.
Cliffort Royal Racing

Obwohl sich die Briten von Cliffort auf dem ersten Platz der Team-WM nach den ersten beiden Rennen wiederfinden, dürfte man aber mit den bisherigen Verläufen und Resultaten nicht vollends zufrieden gewesen sein. Nach dem unglücklichen Crash für Cooper McAllister im Kampf um Platz 3 mit Sven Schubert in Südafrika, verlief auch das Rennen in Bathurst nicht komplett reibungslos für den Australier. Dabei war die zwischenzeitliche Ausgangslage, in der McAllister beim Heimspiel die Führung übernahm, eigentlich herausragend. Eigene Fehler verhinderten schließlich doch einen größeren Erfolg. Zumindest aber fuhr er anschließend noch in die Top-5. Genau wie Teamkollege Barwig, welcher nach zwei Vierten Plätzen mit seinem Saisonstart zufrieden sein kann.
Was den Briten jedoch bisher noch fehlt ist ein Podestplatz. Diesen wird man nun in Interlagos gerne anpeilen. Der Wagen selbst zeigt sich wie erwartet bisher als Konkurrenzfähig in der Spitzengruppe. Gerade bei Fehlern der anderen Topleute haben Teamchef Röhken und Co. Die Chance zu profitieren. Für Brasilien waren so beide Piloten wieder viel am trainieren. Sowohl Barwig als auch McAllister spulten fast je 100 Zeitrunden ab. Dennoch findet man beide in der Hotlapliste „nur“ auf den Rängen 7 und 10 wieder. Das spricht dafür, dass man auch hier das maximale Potenzial mit dem leergetankten Auto noch nicht abgerufen hat. Gute Voraussetzungen sollten also den bisher eher vom Pech geplagten Rennstall vielleicht heute Abend jubeln lassen dürfen.
Hat man nach den letzten beiden Rennen Dominic Röhken im Fahrerlager persönlich angetroffen, so weiß man, dass ein gutes Resultat in Brasilien den Briten, auch für das eigene Gemüt, nur zu wünschen wäre.
Comments