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VFC-2021: Rennbericht Brasilien GP - Schmidt löst Versprechen ein - Pleite für Newman Racing

  • Julian Kopp
  • 8. Apr. 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Wie in jedem Jahr war die VFC 2021 am vergangenen Sonntag in Interlagos zu Gast beim Brasilien GP und wie alle Jahre wieder hatte der Traditionskurs Südamerikas einiges zu bieten. So folgte unter anderem der erste Triumph von Lukas Schmidt (Cesario) seit seiner Rückkehr in die VFC und damit löste der Schweizer die mit ihm gekommene Sieggarantie für das neue Jahr erstmals ein. Souverän und ungefährdet war der Erfolg. Wild war es vor allem dahinter.

Bereits in der Qualifikation kam es zu ersten Irritationen. Ein kurzer Schauer zu Beginn sorgte dafür, dass die Rundenzeiten erst im Laufe der Session besser wurden und so sah man lange ein bunt durchgewürfeltes Feld. Die Bestmarke allerdings fiel recht früh. Sven Schubert (Volksmobil) legte direkt zu Beginn eine 1:09.093 hin, welche an diesem Abend auch nicht mehr fallen sollte. Damit sicherte sich Schubert seine erste Pole 2021.


Dahinter ging es eng zu und erst kurz vor Ende der Qualifikation konnte sich Lukas Schmidt (Cesario) um ein paar Tausendstel vor Pascal Pohlenz (Clipper) und Marc Schlüter (Russia) qualifizieren. Wie gut die Strecke dem roten italienischen Flitzer aus dem Hause Cesario entgegen kam zeigte sich auch an ihrem zweiten Piloten Larry Fischer (Cesario), welcher auf einen starken sechsten Rang fuhr. Vor ihm qualifizierte sich Schuberts Teamkollege Kevin Peters im VM und zeigte damit wieder, dass seine Stärken eher im Rennen liegen.

Wie vor dem Rennabend erwartet fehlte dieses Mal in der Spitzengrupper der WM-Führende im Cliffort Aleksandar Knezevic, welcher mit Rang sieben zumindest noch den Team-kollegen McAllister (P10) schlug. Durch den schwächeren Motor hatte Cliffort, genau wie Newman Racing (P9 und P13) arge Probleme auf dem Kurs in Interlagos. Überraschend war in der Qualy bereits der Auftritt von Clipper Ersatzfahrer Leif Nordic. Der zurückkehrende D2 Pilot holte sich mit Platz 12 eine gute Ausgangssituation für den Grand Prix.


Die Startphase sollte dann im Anschluss eine der wildesten seit langer Zeit werden. Lukas Schmidt (Cesario) kam nicht gut los und so wagte Pascal Pohlenz (Clipper), bereits vor der ersten Kurve auf P2 liegend, ein gewagtes Manöver gegen Sven Schubert (Volksmobil). Das endete in einer Kollision zwischen den beiden Top-Fahrern und löste im ankommenden Feld das pure Chaos aus. Yannik Barwig (Newman Racing) fuhr so unter anderem Cooper McAllister (Cliffort) auf, welcher seinen Heckflügel verlor. Barwig und sein Teamkollege Wollborn verloren beide den Frontflügel und Travis Carter (Manziel) schoss den Vogel ab als er über McAllisters herumliegenden Heckflügel fuhr und so in meisterlicher Manier den aufgebockten Staubsauger im Senna-S vollführte. Beide Newman Racing mussten zu langwierigen Reparaturen und zu allem Überfluss bekam Yannik Barwig seinen Wagen eine Weile nicht mehr gestartet, weswegen der dahinter stehende Teamkollege Wollborn lange warten musste. Da im Laufe des Rennens kein Safety-Car mehr kam beendete man so das Rennen auf den Positionen 21 und 22 vor Cooper McAllister, welcher einen noch schlimm-eren Rennabend erlebte, für die Entwicklung das Rennen aber noch auf 23 beendete. Jannis Wollborn holte sich am Ende sogar noch die schnellste Rennrunde durch einen späten Stopp.

So war direkt zum Start das Feld komplett durcheinander gewürfelt. Vorne hatte der schlecht gestartete Schmidt die Situation für sich genutzt und die Führung übernommen. Ihm folgte Schuberts Teamkollege Kevin Peters, welcher zwar in der Lage war sich auf Grund der Anfangs besseren Pironis, den ersten Platz kurz zu sichern. Das änderte sich aber bald und im Anschluss gab Schmidt spielend leicht das Tempo vor.


Weitere Profiteure der Start-Phase waren unter anderem WM-Leader Aleksandar Knezevic (Cliffort) und Daniel Bentenrieder (Beta Guilia), welche sich im weiteren Verlauf im vorderen Mittelfeld festbissen. Kurze Zeit später passierte das, was man an Brasilien aus den bisherigen Erfahrungen bereits gewohnt war. Auf Grund eines Abfluges von Alexander Rütt (SCMM) im Senna-S wurde Full Course-Yellow ausgerufen. Rütt musste auf Grund eines Radverlustes abstellen und ein weiteres Negativerlebnis für sich verbuchen.

Die erste und in der Folge letzte Unterbrechung des Rennens nutzten ein paar Fahrer nach sechs Runden für ihren ersten Boxenstopp. Unter anderem Kevin Peters (Volksmobil), welcher aber trotz frischer Reifen chancenlos gegen Lukas Schmidt (Cesario) war. Generell entwickelte sich der Grand Prix im Laufe des Abends zum Reifenkrieg. Auf Grund der unterschiedlichen Strategien wurde das Feld immer wieder durcheinander gewirbelt und verschoben. Gerade im Mittelfeld war die Folge eine üppige Zahl an Zweikämpfen. Dabei lief nicht immer alles glatt. Nach 11 Runden verabschiedete sich Fabian Jungbluth (Russia) nach einem Fehler mit Frontflügelverlust aus den Top-5 und musste wie in Südafrika den Punkten hinterher jagen. Pascal Pohlenz, Mitverursacher des Startcrashes erlebte im wilden Mittelfeld noch einen Zwischenfall und fiel auf Grund einer Reparatur ebenfalls weiter zurück. Dennoch konnte der Clipper Pilot noch auf Punkte hoffen, da sich der Zeitverlust im Vergleich zu den Newmans in Grenzen hielt.


Weiter vorne begannen auch die Equipo Saldos langsam und unauffällig sich im vorderen Mittelfeld zu etablieren, wurden aber bald von Sven Schubert (Volksmobil) geschluckt, welcher wie ein Wahnsinniger nach und nach durchs Feld pflügte und wieder nach vorne kam. Ab Runde 14 kamen dann die ersten Pironi und Yasuda bereiften Piloten zu ihren Boxenstopps, was früh auf gewisse zwei oder drei Stopp Strategien hinwies.

Im weiteren Rennverlauf zeigten sich immer wieder die Piloten in tollen Mittelfeld kämpfen. Ganz vorne dabei war unter anderem Daniel Bentenrieder (Beta Guilia), welcher besonders positiv auffiel und in Runde 28 innerhalb von drei Kurven sowohl beide Equipo Saldos als auch Aleksandar Knezevic (Cliffort) überholte. Letzterer kollidierte in dieser Szene noch mit beiden spanischen Vertretern und verlor so wichtige Zeit in Richtung der Top-5. Für eine solche Platzierung empfahl sich immer mehr der zweite Cesario Pilot Larry Fischer. Der Deutsche setzte während des Rennens auf eine 1-Stopp Taktik und kam so für die Schluss-phase immer mehr in eine günstige Position. Auch Bentenrieder konnte man zeitweise als Podiumskandidat sehen. Nachdem allerdings der Italiener Lorenzo de Ciutiis (R-cademy) auf Grund eines Lags auf den Beta Guilia auffuhr und diesen drehte, musste Bentenrieder für die Schlussphase kleinere Brötchen backen.

Derweil kristallisierten sich ganz andere Piloten für das Podium heraus. Sven Schubert (Volksmobil) und Marc Schlüter (Russia GP) absolvierten vor der Schlussphase ihre letzten Stopps und gingen auf die Jagd nach dem drittplatzierten Larry Fischer (Cesario), dessen harte Durzaams bauten gegen Ende immer mehr ab, so dass Schlüter und Schubert in großen Schritten näher kamen und letztlich auch überholten. Ein spannendes Finish bahnte sich zwischen den beiden ehemaligen Teamkollegen an, doch Schuberts Reifen gaben immer mehr nach, so dass Schlüter eine Lücke herausfahren konnte und nun so auf den vor ihm fahrenden Kevin Peters (Volksmobil) auflief. Der zweite VM Pilot hatte während des Rennens keine Chance dem Cesario von Schmidt Konkurrenz zu bieten und so war Peters zu diesem Zeitpunkt auf seinen alten harten Pironi Reifen unterwegs, welche immer mehr einbrachen. So kam was kommen musste. In der letzten Runde setzte Schlüter im Senna-S zum Manöver an und versuchte abseits der Strecke zu überholen. Die Folge war eine Kollision, deren Schuld am Ende Schlüter zugesprochen wurde. Die 5-Sekunden Strafe sorgte dafür, dass Peters am Ende Dritter wurde. Nutznießer dieser Situation war Sven Schubert, der lächelnd an beiden vorbei den Platz 2 nach Hause fuhr.


Vorne setzte Lukas Schmidt mit seiner Leistung indes ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Mit über 30 Sekunden Vorsprung kam der Schweizer ins Ziel und sicherte sich so den ersten Sieg bei seinem Comeback. Es war der erste Triumph für die Roten seit der letzten Ferrari Saison 2015 und damit das Ende einer langen Leidenszeit. Gleiches galt auch für Larry Fischer, welcher sich im Schlussfinish mit Aleksandar Knezevic (Cliffort) den fünften Platz und damit das beste Resultat seit Japan 2019 sicherte. Hinter ihm holte Jannik Maleika wieder wichtige Punkte für das Saldo Team und schlug Daniel Bentenrieder (Beta Guilia), für den an diesem Tag ohne Dreher vielleicht auch der fünfte Platz möglich gewesen wäre.


"Mehr möglich" war auch das Motto von Gino Gaggiano. Der SCMM Pilot fuhr auf seiner 3-Stopp Strategie ein starkes Rennen mit frischem Motor und landete auf P9. Damit holte der neue italienische Rennstall erstmals Punkte, dennoch wären noch 1-2 Positionen mehr drin gewesen an diesem Rennabend. Die Top-10 schloss der zweite Saldo in Form von Luca Zorn ab, welcher damit Pascal Pohlenz schlug, welcher nach seiner langen Aufholjagd zumindest noch Punkte für Clipper mitnahm. Sebastian Steinhauer unterdessen bestätigte seine starke Leistung aus Südafrika und sicherte sich einen weiteren wichtigen Zähler für Manziel GP.



Offizielles Rennergebnis:



Hier findest du die Wiederholung vom Brasilien GP:



Autor: Julian Kopp

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