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Grand Prix Nostalgie - Rückblick VFC-Brasilien Rennen 2019: Als Denny Weller alle überraschte

  • Julian Kopp
  • 29. März 2021
  • 5 Min. Lesezeit

In der Geschichte der GSO hatte das Brasilien Rennen viele Positionen im Rennkalender. Mal stand der Traditionskurs in Interlagos recht früh auf dem Programm, manchmal aber auch erst zum Saisonabschluss.


In der VFC-Saison 2019 galt für das Rennen in Sao Paulo letzteres. Der Kampf um die Krone war zu diesem Zeitpunkt bereits lange entschieden. Jannis Wollborn (Newman Racing) konnte sich in diesem Jahr seinen ersten Weltmeistertitel sichern, was sicher auch am frühen Rückzug des ISimRS Teams lag. Denn dort waren zu Jahresbeginn die größten Konkurrenten Wollborns angesiedelt. Der zuvor doppelt gekrönte Weltmeister Lukas Schmidt sowie der vor Potenzial strotzende Pascal Pohlenz, bildeten ein gefährliches Duo. Doch statt einem harten WM-Kampf wurde das Jahr zur Solo-Show. Nachdem Schmidt lukrative Angebote vorgelegt bekam und so dem Ruf der GPVWC folgte brach der Rennstall zusammen und damit auch die größte Konkurrenz für das ebenfalls starke Newman Racing Team mit Jannis Wollborn und Kevin Peters.


Schmidts Teamkollege Pascal Pohlenz zog es in der Folge zur Scuderia Cesario, wo er den zu Newman scheidenden Aleksandar Knezevic ersetzte. Danach brach eine klare Dominanz von Newman Racing aus, was darin gipfelte, dass man beim Deutschen Rennstall zur Jahreshälfte bewusst auf Leistung verzichtete um den Kampf an der Spitze wieder etwas enger zu gestalten und einen größeren Protest des restlichen Feldes zu verhindern. Das Team büßte zwar an Vorsprung ein, blieb aber weiter in der klaren Favoritenrolle mit einem Jannis Wollborn außer Konkurrenz. Letztlich wurde der Deutsche bereits nach 12 von 16 Rennen Weltmeister, konnte insgesamt starke neun Grand Prix Siege einfahren. Dennoch wurde die Saison für das Newman Team etwas überschattet. Auf Grund einer Spy-Affäre zu Beginn der Saison drohten dem Rennstall Konsequenzen, welche letztlich aber vor allem auf den damaligen Piloten Kevin Peters zurückfielen.

Als die VFC dann zum letzten Saisonrennen nach Brasilien kam war der Drops in den wichtigen Meisterschaftsfragen entsprechend gelutscht. Sowohl in der Fahrer- als auch Team-WM stand Newman Racing als Champion fest. Auch die zweiten und dritten Plätze waren klar definiert und so stand in Brasilien vor allem die Leidenschaft zum Racing im Vordergrund. Dementsprechend turbulent ging es bereits im Vorfeld zu. Aleksandar Knezevic, welcher in der Saison erst für Cesario und ab dem fünften Rennen für Newman antrat, gab sein Cockpit für den Grand Prix, wie bereits zuvor in Japan, an den Mexikaner und Weltmeister Gonzalez Cattivo ab, welcher noch einmal ins Lenkrad greifen wollte. Es war sein vierter Gastauftritt 2019, nachdem er in der ersten Jahreshälfte bereits zweimal für das Cesario Team antrat. Bis heute war es das letzte Rennen in der Königsklasse für den Mexikaner. Knezevic selbst nahm am Kommentatorenpult an der Seite vom Kommentatoren-Rückkehrer Julian Kopp Platz. Auch einer der Mitfavoriten für den Sieg, Pascal Pohlenz (Cesario), verpasste die Qualifikation und nahm das Rennen von hinten auf. Der neue Weltmeister Jannis Wollborn holte sich zwar die Pole-Position, ging aber auf Grund einer Rückversetzung von Platz zwölf in den Grand Prix.


Das war die Chance für das restliche Feld sich im Kampf um die Podiumsplätze zu positionieren. Hoffnungen machten sich hier vor allem die Teams GT-Tempel in Form von Tim Brendel, Fabian Jungbluth und Marc Schlüter sowie die Cesario Piloten Pascal Pohlenz, Daniel Bentenrieder und Larry Fischer. Aber auch das Razor Team präsentierte sich stark. Mit Laurent Keersmaekers brachte man im letzten Saisonrennen einen Debütanten an den Start, welcher direkt auf sich aufmerksam machte und nach bereinigter Startreihenfolge von Rang zwei ins Rennen ging. Dabei hatte er als Partner Marc Schlüter in der ersten Startreihe und schlug somit die Teamkollegen Bastian Paisler sowie Rodrigo Carvalho.

Mit Marc Schlüter wurde Keersmaekers aber an diesem Abend keine besten Freunde mehr. Bereits in Kurve zwei lernten sich beide näher kennen. Schlüter musste nach Platzverlust gegen den Razor Piloten in Kurve drei seine Position zurückerobern, traf dabei den Debütanten und beide verloren die Kontrolle über ihre Fahrzeuge. Nach dem anschließenden Einschlag mussten sowohl Keersmaekers als auch Schlüter ihre Autos abstellen. Damit war die Bahn frei für die Konkurrenz das Chaos für sich zu nutzen.


Das schaffte besonders Denny Weller im MS4All, welcher beim Start einige Positionen gut machte und sich so nach dem "Senna S" bereits auf dem ersten Platz vor Tim Brendel wiederfand, welcher von der Kollision zwischen Schlüter und Keersmaekers profitierte. Der Unfall hatte die erste von zwei Safety-Car-Phasen des Rennens zur Folge. Für Denny Weller eine ungewohnte Situation. Er und sein Bruder, Rene Weller, hatten nach dem Saisonauftakt der VFC in Australien das Motorsport4All Team an den Start gebracht und sich vor allem in der zweiten Saisonhälfte für höhere Aufgaben empfohlen. So sicherte sich Denny Weller in Monaco mit Platz drei sein erstes Podium und konnte im weiteren Jahresverlauf Top-5 Ergebnisse einfahren.


Weiter hinten nahmen sich die Newman Racing Piloten gegenseitig die Chance nochmal die Spitze anzugreifen. In Kurve zwei kam es in einem Fight mit anderen Mittelfeldpiloten zur Kollision zwischen Gonzalez Cattivo und Jannis Wollborn. Der neue Weltmeister Wollborn verlor dabei den Frontflügel und fiel weit zurück. Für Cattivo wurde es derweil kein guter Rennabend mehr. Mit dem starken Newman gelang ihm in einem Rennen voller Zwischenfälle kaum noch ein Weg nach vorne und so wurde der Mexikaner in seinem letzten VFC Rennen bis heute am Ende nur Zehnter.


An der Spitze entwickelte sich über das Rennen ein harter Schlagabtausch zwischen Denny Weller und Tim Brendel im GT-Tempel. Weller konnte den Kontrahenten lange auf Respektsabstand halten, als dann aber zwischenzeitlich Pascal Pohlenz (Cesario) auf Grund unterschiedlicher Strategien, zwischen die Fronten geriet, kam es zur Berührung zwischen dem MS4All und dem Cesario Fahrer. Dabei übernahm Brendel kurzzeitig die Führung während Weller etwas zurückfiel. Doch nach dem zweiten Boxenstopp drehte sich das Blatt wieder und Weller konnte sich so die Führung zurückholen. Zu diesem Zeitpunkt lag auch ein glücklicher Bastian Paisler (Razor) auf Platz drei.

Die Vorfreude der Underdogs auf ein erfolgreiches Rennergebnis wurde aber kurz vor Schluss nochmal gedämpft. Nachdem Tobias Dorsch (Veloce) sein Auto auf der Start Ziel-Geraden in die Wand setzte, kam es nochmals zu einer Safety-Car Phase. Diese nutzten die jagenden Favoriten in Form von Pascal Pohlenz und Jannis Wollborn, um noch einmal neue Reifen zu holen und von Platz fünf bzw. sechs einen letzten Schlusssprint auf die Spitze zu starten.


Das läutete eine wilde Schlussphase ein, welche vor allem zwischen Wollborn und Pohlenz ausgetragen wurde. Am Ende setzte sich der neue Weltmeister gegen den Cesario Piloten durch und holte so mit Platz drei nochmal einen Podestplatz zum Saisonabschluss. Denny Weller schaffte mit einer bockstarken Rennleistung den Sieg vor Tim Brendel und läutete damit bereits die positiven Vorzeichen für das kommende Jahr ein, in welchem MS4All bis zu ihrem Ausstieg im September 2020, zum WM-Favoriten avancierte.


Das komplette Rennergebnis:



Hier findest du die Wiederholung des VFC-Brasilien GP von 2019:


Autor: Julian Kopp

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